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Unsere Kirchen vor Ort

St. Bonifatius Kirche

St. Bonifatius Kirche in  Fulda-Horas
St. Bonifatius Kirche in Fulda-Horas

Vorbild für den Bau der St. Bonifatius-Kirche war die Marburger St. Elisabethkirche. Die Grundsteinlegung der vom Paderborner Diözesanbaumeister Arnold Güldenpfennig entworfenen Pfarrkirche St. Bonifatius, fand am 16. Oktober 1881 statt. Eingeweiht wurde die Kirche im Jahr 1885. Die neugotische Kirche ist eine dreischiffige kreuzförmige Anlage mit einem viergeschossigen Glockenturm, der an der Westfassade dem Mittelschiff vorgestellt ist. Am Längs- und Seitenschiff sind die Stützpfeiler mit Strebebögen verbunden, die mit kleinen Spitztürmchen mit Wasserspeiern versehen sind. Hinter dem Querschiff wird das vierjochige Längsschiff noch um ein Joch bis zum fünfseitigen Chor weitergeführt. Über der Vierung befindet sich ein kleiner Dachreiter mit Spitzhelm.

Der viergeschossige Glockenturm hat im vierten Geschoss eine Turmuhr mit einem Ziffernblatt auf jeder Turmseite. Die Uhr wurde im Jahr 2000 durch eine Funkuhr ersetzt und auch die Ziffernblätter wurden erneuert. Der Turm ist bekrönt mit einer umlaufenden Galerie mit vier spitzen Ecktürmchen und Spitzhelm, auf dessen Mitte sich ein kleines Türmchen mit Turmknopf, Kreuz und Wetterhahn befindet. Der Turm ist flankiert von zwei runden viergeschossigen Treppentürmen mit spitzem Kegeldach.

Heiliger Bonifatius
Heiliger Bonifatius

Über dem zweitürigen Hauptportal im Glockenturm befindet sich eine Steinplastik des heiligen Bonifatius. Links vom Hauptportal befindet sich der Grundstein mit der Inschrift „Grundsteinlegung am 16. Oct. 1881“.

St. Bonifatius Fulda-Horas 2021
St. Bonifatius Fulda-Horas 2021

Das Kircheninnere bildet eine dreischiffige Basilika mit drei Säulenpaaren im Langhaus und einem Querschiff in Höhe der Vierung. Dem Längsschiff ist an derWestseite (Hauptportal) eine Eingangshalle im Glockenturm vorangestellt. Ein gusseisernes Gitter trennt die Eingangshalle von der dreischiffigen Kirche. Dadurch ist es möglich auch tagsüber im Gotteshaus zu beten und an den am Gitter angebrachten Kerzenhalterungen Opferlichter zu entzünden.

Die ursprünglich Altarraumausstattung (geweiht am 20.10.1974) wurde im Zuge der Renovierung teilweise neu gestaltet. Sie stammt von Wolfgang und Anna-Maria Kubach aus Bad Münster am Stein-Ebernburg und ist aus rotem Sandstein gearbeitet. Erhalten blieben der Altarblock, das Ambo, die Kredenz und die Sedilien. Die auch zur Ausstattung gehörende Tabernakelstele wurde durch ein neues Retabel, geschaffen von den Künstlern Zink und Gensichen aus Leipzig, ersetzt. Der Blockaltar wurde im Zuge der Renovierung in die Achsen von Längs- und Seitenschiffen verlegt, um den Altarraum den Anforderungen der Liturgie nach dem zweiten Vatikanum noch besser anzupassen. Die Ecken des Blockaltars zeigen die Symbole der vier Evangelisten.

Die Fenster im Altarraum
Die Fenster im Altarraum

Ein besonderes Juwel stellen die Chorfenster von Prof. Crodel aus München von 1959 dar. Die untere Fensterreihe besteht aus fünf in satten dunklen Farben gehaltenen Fenstern. Die obere Fensterreihe symbolisiert mit ihren hellen Farben den Himmel, die Erlösung nach dem Dunkel des Todes. Die Thematik der oberen Fensterreihe ist dem 5. Kapitel der Geheimen Offenbarung des Johannes entnommen. In der Mitte ist der Thron Gottes sichtbar. Davor ist das Lamm dargestellt und um den Thron herum sieben Augen. Die sieben Augen symbolisieren die sieben Geister, die in die Welt gesandt sind. Zu Füßen des Thrones sieht man den Regenbogen und die sieben Leuchter. 

Die Fenster bilden den Hintergrund zu dem Hängekruzifix mit holzgeschnitztem Korpus über dem Altar. Das Hängekruzifix wurde ebenfalls durch die Künstler "Zink und Gensichen" neu überarbeitet. Die beiden Seitenfenster zeigen die vier Wesen Engel, Löwe, Adler und Stier sowie die vierundzwanzig Ältesten auf ihren Thronen. Die Fenster neben den beiden Seitenaltären stammen ebenfalls von Prof. Crodel (1974) und zeigen die Madonna mit Kind und den hl.Josef, den Arbeiter. Die übrigen Fenster stammen aus der Erbauungszeit der Kirche und wurden bei der Renovierung komplett überarbeitet.

Seitenaltäre linkes Seitenschiff: Links. Vor der Renovierung - Rechts: Nachher.
Seitenaltäre linkes Seitenschiff: Links. Vor der Renovierung - Rechts: Nachher.

Die beiden Seitenaltäre sind neugotisch. Das Altarbild in der linken Seitenkapelle stellt dieVerkündigung Mariens dar. Es stammt aus dem alten Hochaltar. Bis vor der Renovierung stand vor diesem Seitenaltar der Taufstein aus der alten Wendelinuskapelle. Er wurde im Zuge der Renovierung 2019 in den Eingangsbereich des Hauptportals versetzt. Er besteht aus einem ornamentierten Balusterfuß und einem achtseitigen Becken mit der Inschrift „Anno 1660“. Der neue Standort entspricht der heutigen Form der Taufliturgie.

Seitenaltäre rechtes Seitenschiff: Links. Vor der Renovierung - Rechts: Nachher.
Seitenaltäre rechtes Seitenschiff: Links. Vor der Renovierung - Rechts: Nachher.

Das Altarbild des rechten Seitenaltares stellt die Szene der Anbetung des Kindes durch die hl. dreiKönige dar. Dieser Seitenaltar ist zugleich der neue Ort für den Tabernakel zur Aufbewahrung des Allerheiligsten.Bei beiden Seitenaltären wurde im unteren Teil die 1974 aufgetragene Farbe wieder entfernt. So kommt der Natursandstein wieder zur Geltung.In der rechten Seitenkapelle stand auch eineHolzplastik des hl. Josefs, die von Rudolf Fleck auch Fulda geschaffen wurde (1963).

Heiliger Josef
Heiliger Josef

Der heilige Josef hat im Zuge der der Renovierung einen neuen Platz im Eingangsbereich des rechten Seiteneingangs bekommen. In den beiden Querschiffen befinden sich zwei neugotische Beichtstühle. Der Beichtstuhl im linken Querschiff wurde zu einem Beichtraum umgestaltet.

Retabel im Altarraum
Retabel im Altarraum

Neben beiden Beichtstühlen befanden sich hochrechteckige Ölbilder von der Vorder- und Rückseite des alten Hochaltares, der bei der Neugestaltung des Altarraumes 1974 entfernt wurde. Diese Ölbilder, die neben den Beichtstühlen bisher kaum Beachtung fanden, wurden von den Künstlern Zink und Gensichen in das neue Retabel eingearbeitet, das sich an der Stelle des früheren Hochaltars befindet. Durch die Aufnahme in das Retabel erhalten diese Bilder eine enormeAufwertung. Vier der Bilder zeigen Szenen aus der Vita des hl. Bonifatius. Von links nach rechts stellen sie dar:

1. Der hl. Bonifatius missioniert in einem Boot stehend

2. Der hl. Bonifatius predigt am Land

3. Der hl. Bonifatius wird mit der Keule erschlagen

4. Der hl. Bonifatius als Bischof mit Pallium und der Stadt Mainz im Hintergrund.

Die Bilder lassen sich drehen und auf der Rückseite sind vier hl. Frauen dargestellt. Von links nach rechts:

1. Die hl. Elisabeth von Thüringen

2. Die hl. Katharina mit Schwert und Rad

3. Die hl. Margaretha mit Kreuzstab und Drachen

4. Die hl. Barbara mit Kelch und Hostie.

Gottesmutter und Herz-Jesu Statue
Gottesmutter und Herz-Jesu Statue

Von dem Fuldaer Künstler Josef Fleck  wurden eine Holzplastik der Gottesmutter (1930) und eine Herz-Jesu Statue geschaffen. Die Gottesmutter stand im linken Seitenschiff, die Herz-Jesu Statue im rechten. Beide Holzplastiken haben nun einen neuen und erhöhten Platz an den Säulen im Altarbereich bekommen.

Heiliger Bonifatius: Vorher / Nachher
Heiliger Bonifatius: Vorher / Nachher

Einen neuen Platz hat auch die ebenfalls von Josef Fleck geschaffene fast lebensgroße Holzplastik des hl. Bonifatius bekommen. Sie stand bis vor der Renovierung im Altarraum. Ihr neuer Platz befindet sich im linken Seiteneingangsbereich. Hier grüßt der hl. Bonifatius als Patron der Pfarrkirche die Gläubigen beim Betreten und Verlassen der Kirche.

Terakotta Kreuzweg
Terakotta Kreuzweg

Der Kreuzweg in den beiden Seitenschiffen ist eine moderne Terrakotta-Arbeit von Benita Schnell-Stevenson aus Fulda (1958). Die Reliefs zeigen wesentliche Elemente aus dem Kreuzweggeschehen. Sie laden zur Betrachtung der Passion Jesu ein.

Tod des hl. Josef
Tod des hl. Josef

Im Bereich des linken Seiteneingangs befindet sich ein neugotischer Altaraufsatz, der den Tod des hl. Josef darstellt. Dieses Bild stammt aus dem rechten Seitenaltar der alten Kirche. Beide Bilder wurden bei der Renovierung überarbeitet.

Krönung Mariens
Krönung Mariens

Im Bereich der beiden Seiteneingänge befinden sich weitere Bilder aus der„alten“ Bonifatiuskirche. Im Bereich des rechten Seiteneingangs findet sich ein Altarbild aus dem linken Seitenaltar der alten Kirche. Es stellt die Krönung Mariens über der Kulisse der Stadt Fulda und der Horaser Kirche dar. Symbole der verschiedenen Rosenkranzgeheimnisse sind um das Mittelbild herum angeordnet.

Barockes Altarblatt
Barockes Altarblatt

Im Zuge der Renovierung aus der Kirche entfernt wurde auch das barocke Altarblatt aus dem Oratorium des früheren Jesuitenkollegs. Es handelt sich dabei um eine nicht signierte Arbeit des Fuldaer Hofmalers Emanuel Wohlhaubter. Dargestellt ist die Gottesmutter, die dem vor ihr knienden Stanislaus Kostka das Jesuskind überreicht. Es hing im Bereich des rechten Seiteneingangs. Eine ursprüngliche Beziehung zur Horaser Kirche wurde nicht festgestellt.

Das Bild im Vonderau Museuum
Das Bild im Vonderau Museuum

Das barocke Ölbild wurde als Leihgabe dem Vonderau-Museum übergeben und hat dort einen sehr schönen Platz gefunden. Im Untergeschoss des Adalbert-Endert-Hauses befindet sich jetzt das Altarbild aus der früheren Wendelinuskapelle. Es stellt den hl. Wendelinus dar und hing ebenfalls im Bereich des rechten Seiteneingangs.

Die Orgel der Bonifatiuskirche
Die Orgel der Bonifatiuskirche

Bereits im Jahr 1898 bekam die 1885 eingeweihte Bonifatiuskirche eine neue Orgel. Gebaut hatte sie der Fuldaer Orgelbauer Franz Clewing. Diese Orgel umfasste 20 Register. Sie wurde 1953 durch eine von den Gebrüdern Späth gebaute größere Orgel ersetzt. In die Späth-Orgel wurden einige wenige Teile aus der Clewing-Orgel übernommen. Die neue Orgel hatte 31 Register und 3 Manuale undPedal. Diese Orgel zeigte Ende der neunziger Jahre erhebliche Mängel, die nach dem Urteil der Fachleute nicht behoben werden konnten. Es wurde der Neubau einer Orgel beschlossen. Der Auftrag ging an die Berliner Orgelbaufirma Schuke. Am12.12.2004 wurde die neue Orgel in einem feierlichen Gottesdienst durch Bischof Heinz Josef Algermissen eingeweiht. Die Schuke-Orgel hat 31 Register, 2 Manuale und Pedal.

Die St. Bonifatius-Kirche hat heute ein Fünfgeläute der Firma Otto/Bremen. Die größte Glocke ist die Herz-Jesu Glocke, die an die Toten der beiden Weltkriege erinnern soll. Sie stammt wie die St. Michaelsglocke, die Ave-Maria-Glocke und die St. Josefs-Glocke aus dem Jahr 1949.   In der Sakristei befindet sich ein neugotischer Ankleidetisch mit zwei kleinen Holzfiguren, die den hl. Sturmius und die hl. Lioba darstellen. Ebenfalls in der Sakristei befinden sich der Reliquienschrein des alten Marienaltares und vier Ölbilder von der alten Kanzel, die die vier Evangelisten darstellen. Bei der Renovierung der Kirche wurde die Beleuchtung der Kirche durch ein neues Lichtkonzept komplett neu installiert, ebenso die Beschallung des Kirchenraums.

Weihnachtskrippe im Hauptaltar
Weihnachtskrippe im Hauptaltar

Die St. Bonifatius-Kirche besitzt eine holzgeschnitzte Weihnachtskrippe mit 25 Figuren in einer Oberammergauer Arbeit. Nach der Renovierung wird die Weihnachtskrippe nicht mehr wie früher hinter dem Hauptaltar, sondern vor dem linken Seitenaltar aufgebaut.

Weihnachtskrippe im Seitenaltar
Weihnachtskrippe im Seitenaltar

Texte und Bilder wurden von Berthold Weber erstellt.

Kapelle St. Ottilia

St. Ottilia Kapelle in Niesig
St. Ottilia Kapelle in Niesig

In unmittelbarer Nachbarschaft zu Horas und mit ihm kirchlich verbunden liegt die einstige Dorfgemeinde, der heutige Stadtteil Niesig. Sein Ursprung wird schon im 9. Jahrhundert vermutet. Der Ortsname wird von „niuwi gifazi“ abgeleitet, was etwa „neue Siedlung“ bedeutet (Haas, FGB 1909 VIII). Eine erstmalige Erwähnung geschieht, ebenso wie bei Hoars, im Codex des Mönches Eberhard in der Mitte des 12. Jahrhunderts (Dronke: Traditiones. c. 23), wo von einem der Propstei zugehörigen Besitztum in „nuseze“ (Neusassen = Neusitz, neue Siedlung) die Rede ist.

1250 erwähnt Propst Gerlach eine zu ihm gehörige Hube in Nuseze. 14.08 wird das Stiftsgut in Niesig der Tafel des Abtes zugeteilt. Die Einwohnerschaft bestand 1510 aus zehn Viehhaltern, 1789 aus elf Nachbarn und vier Beisassen (FGB 1904 III 190).

Kirchlich gehörte Niesig ebenso wie Horas nach 1594 zur Pfarrei Frauenberg, kam später an die Stadtpfarrei und 1888 an die neugegründete Pfarrei Horas. 1727 wurde die mittelalterliche Kapelle auf den Namen der hl. Ottilia geweiht. Die Verehrung dieser Heiligen reicht gewiss weiter zurück, denn Fürstabt Konstantin von Buttlar (1714 – 1726) plädiert bereits für die ‘Beibehaltung des Festes der hl. Ottilia und verweist auf ihre Verehrung in der Ortschaft „Niesich“. Sonderbarerweise sind die Reliquien der Heiligen erst 1909 vom St. Odilienkloster im Elsaß hierher gelangt. Warum das Odilien (= Ottilien) - Fest im genannten Kalendarium wie auch im späteren Heiligenkalender am 13. Dezember genannt, in Niesig aber schon im Spätsommer begangen wird, hängt wohl mit der zeitweiligen Zugehörigkeit zur Pfarrei Kämmerzell zusammen (bezeugt für das Jahr 1510). Man schloss an die dort begangene Rochus-Oktav aus praktischen Gründen die örtliche Ottilien-Oktav an, um der ungünstigen Winterszeit zuvorzukommen. So spielte sich im näheren Fuldaer Land eine Wallfahrts-Dreiheit ein: Rochus (16. Aug.), Ottilie (letzte Augustwoche) und Wendelinus (20. Okt.). Möglicherweise gab auch die Sommerzeit den Ausschlag, in der Augenverletzungen besonders häufig auftreten, denn die hl. Odilia soll nach der Legende blind geboren, von ihrem Vater aus dem Hause verbannt, und bei ihrer Taufe sehend geworden sein. Sie starb als Äbtissin des Frauenklosters Hohenburg im Elsaß um das Jahr 720 und wurde bald als Schutzpatronin des Landes und fürbittende Helferin bei Augenleiden und Blindheit verehrt. Die Kapelle wurde 1891 zum ersten Mal erweitert und mit einem Dachreiter versehen. Ein neugotischer Altar wurde aufgestellt und ein spätgotisches Sakramentshäuschen, das aus der alten Horaser Kapelle stammen soll, im Chorraum angebracht. Es diente zur Aufbewahrung des Reliquiars; später in die rechte Chorbogenwand vermauert, erfüllt es wieder seine Bestimmung als Tabernakel. Der Ambo besteht aus einer alten Sandsteinplatte mit rundbogiger Stabverzierung. Die Kirche birgt zwei wertvolle spätgotische Holzplastiken: St. Ottilia als Äbtissin mit Buch und Augenpaar sowie St. Cyriakus als Diakon mit Buch und krankem Mädchen. Eine holzgeschnitzte Madonna stammt aus dem Jahre 1908, desgleichen eine Herz-Jesu (Christkönigs)-Figur von Josef Fleck, Fulda. Ein kleiner holzgeschnitzter Kreuzweg von Josef Walburg, Wüstensachsen, vervollständigt die Ausstattung. Im Dachreiter hängen zwei alte Glocken; sie zeigen folgende Inschrift: GOSSE MICH JAOHANN GEORT & JOHANNES SCHNEIDEWIND IN FRANKFURT 1784. Beide Glocken waren im Krieg beschlagnahmt, blieben aber erhalten und kehrten nach dem Krieg wieder zurück.

Als die Einwohnerzahl durch Zuwanderung von Heimatvertriebenen rasch anstieg, wurde 1948 unter Pfarrer Hermann von Keitz die Kirche nach Westen und um einen südlichen Portalanbau nochmals vergrößert. Durch Spenden von Steinen und Holz sowie durch freiwillige Arbeitsleistungen konnten die Baukosten auf ein erträgliches Maß gesenkt werden. Die Westfront ist jetzt mit je drei rechteckigen und rundbogigen Fenstern und einem Turmuhrzifferblatt versehen. Ein Dachreiter wurde neu eingesetzt. Kirchenmaler Hermann Wirth, Niesig, schmückte die Altarwand mit einem Fresko: Christus als Weltenrichter und die hl. Ottilia mit fünf klugen Jungfrauen. Neben anderen Ausstattungsstücken erhielt die Kirche unter Pfarrer Otterbein die neue Orgel (Einweihung am 20. Okt. 1960), geliefert von der Firma Gebr. Späth. Ennetach-Mengen. Außerdem wurde die Sakristei möbliert, Glockenmotoren installiert, 1978 die Trockenlegung und eine Innenrenovierung durchgeführt sowie eine Fußbodenheizung eingebaut.

Im Zuge der Sakristeierweiterung im Jahr 2005 wurde ein Versammlungsraum angebaut. Die Kirche erhielt endlich auch einen Wasseranschluss.

Dank der umsichtigen Vorsorge von Pfarrer und Kirchenvorstand und der Opferbereitschaft der Gemeinde stellt die Ottilienkapelle sich heute als schmucke Filialkirche dar, in der regelmäßig ein Gottesdienst stattfindet und die darüber hinaus, besonders während der Ottilien-Wallfahrtswoche (Ende August), auch viele auswärtige Andächtige anzieht.

Die Heilige Ottilia

Ottilia wurde um das Jahr 660 als Tochter des elsässischen Herzogs Attich und der Herzogin Bereswinda in der Gegend um Straßburg blind geboren.

Der Herzog, von heftiger Gemütsart, wollte das Kind nicht annehmen; die Blindheit schien ihm eine Strafe Gottes, ein Makel für seine Familie und seine Stellung als Herzog zu sein. Vom Vater verstoßen sollte Ottilia verborgen bleiben.

Die fromme Mutter ließ Ottilia heimlich durch eine treue Dienerin aus dem Schloss bringen. Leider konnte sie dem Kind nicht mehr die Taufe erteilen lassen. Die treue Magd pflegte Ottilia und erzog sie so gut sie es verstand.

Um das Geheimnis zu wahren, ließ die Mutter Ottilia später zu einer guten Freundin, der Äbtissin des Klosters Palma bringen und dort erziehen. Dort segnete der Missionsbischof Erhard von Regensburg Ottilia, unterrichtete sie in der christlichen Religion und erteilte ihr dann feierlich die Taufe.

In dem Augenblick, als Ottilia mit dem Taufwasser besprengt wurde und ihre Seele das Licht des Heiligen Geistes empfing, erhielt sie das Licht ihre Augen. Ottilia hatte sich daraufhin die Ausübung der Barmherzigkeit zum Lebensziel erkoren.

Um dem immer stärkeren Drängen ihres Vaters zu einer Ehe zu entgehen, flüchtete sie über den Rhein in den Breisgau. Vom Vater und seinem Gefolge verfolgt, verbarg sie sich bei Mußbach in einer Felsspalte, die sich erst wieder öffnete, als die Gefahr vorüber war.

Als sie eines Tages mit einem Geschirr voll Hafermehl unter dem Mantel zu Hilfsbedürftigen ging, begegnete sie ihrem Vater. Gerührt über den Liebesdienst, übergab dieser ihr die Hohenburg mit allen Einkünften und Gütern, um darin ein Jungfrauenkloster einzurichten und es als Äbtissin zu leiten. Dort lebte sie bis zu ihrem Tod am 18. Dezember 720. Gedenktag ist der 13.Dezember.

Das Ottilienfest

Am letzten Augustwochenende wird in Niesig traditionell das Ottilienfest gefeiert.

Die Festwoche beginnt mit einem Festgottesdienst am Sonntag. Im Anschluss daran findet das Ottlienfest rund um die Kirche statt.

In der anschließenden Festwoche findet die Ottilienoktav statt. Zu der Andacht und anschließendem Kaffee und selbstgebackenen Kuchen kommen traditionell Besuchergruppen aus Stadt und Landkreis.

Sie sind herzlich eingeladen, die Ottilienwoche mit uns zu feiern.

Am Freitag der Ottlilienwoche ist eine moderne Andacht und im Anschluss unser Weinfest bei stimmungsvoller Beleuchtung um die Kirche.

Bei Interesse an unserem Weinfest, schreiben Sie uns gerne eine formlose E-Mail an:

weinfest-ottilia@hl-fd.de 

dann informieren wir Sie rechtzeitig per E-Mail.

St. Lukas Kirche

St. Lukas Kirche am Aschenberg
St. Lukas Kirche am Aschenberg

Lukas - Kaplan der lieben Gottesmutter

Sankt Lukas«, so heißt es zu Beginn der Legenda aurea, »glich der Sonne; er ist hoch gewesen durch himmlische Betrachtung, schön in seinem guten Wandel, schnell in seiner feurigen Predigt, nützlich damit, dass er seine Lehre aufgeschrieben hat.« Hinweise wie diese über Lukas, dessen Name von »lux« - dem Licht - stammt, sind spärlich. In diesem Beitrag soll der Frage nachgegangen werden, warum unsere Pfarrkirche das Patronat des hl. Lukas erhalten hat und wer dieser Mann gewesen ist.


Der Ursprung des Lukas-Patroziniums liegt sicher in dem Wunsch, hier einen Heiligen verehren zu wollen, der in großer zeitlicher Nähe zu unserem Herrn Jesus Christus gelebt hat und aus diesem Grund seine Botschaft sehr authentisch bezeugen konnte. Zunächst war an den hl. Markus als den ältesten Evangelisten gedacht, doch wird der seit langem im nahe gelegenen Haimbach verehrt. Wie dem hl. Markus sind auch den Evangelisten Matthäus und Johannes eine ganze Reihe von Kirchen in unserem Bistum geweiht. Einmalig hingegen würde eine Lukas-Kirche sein, da in der ganzen Diözese Fulda keine weitere existiert.


In der Urkunde zur Grundsteinlegung unseres Gotteshauses (19. Oktober 1975) wird folgende Begründung dafür gegeben, warum die Wahl auf Lukas fiel: »Wir haben den Heiligen Lukas zum Schutzpatron unserer Gemeinde gewählt, weil wir in dieser Zeit des Umbruchs und der Erneuerung der Kirche uns besinnen müssen auf das, was uns aufgeschrieben wurde am Anfang. Unsere Gemeinde soll ein Ort werden, wo man die Heiligen Schriften unseres Glaubens lieb gewinnt, damit wir aus ihnen Rat und Weisung empfangen in den drängenden Fragen der Gegenwart und durch den Geist, der aus ihnen spricht, umgewandelt werden zu neuen Menschen.«


Man hatte sich also für Lukas entschieden, der wahrscheinlich im syrischen Antiochien als Heide geboren wurde und von Beruf Arzt war (Kol 4,11), sich Paulus auf der zweiten Missionsreise in Troas anschloss, ihn bis Philippi und sieben Jahre später nach Jerusalem begleitete. Auch während der ersten und zweiten Gefangenschaft des Apostels in Rom war Lukas, vielleicht mit Unterbrechungen, bei Paulus. Nach dessen Tod hat er wohl in Achaia (Griechenland) gewirkt. In Böotien starb er im Alter von etwa 84 Jahren. Die Legenden zählen ihn zu den 72 Jüngern Jesu oder identifizieren ihn mit dem namentlich nicht genannten zweiten Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Im Jahre 357 wurden die Gebeine des Evangelisten durch Kaiser Konstantius II. nach Konstantinopel übertragen und in der bald darauf erbauten Apostelkirche beigesetzt.


Vier Aspekte seines Lebens und Wirkens könnten für unsere Pfarrgemeinde von besonderer Bedeutung sein. In Achaia verfasste Lukas sein Evangelium, das heißt die »frohe Botschaft« von Jesus, dem Christus. Eine tiefe Freude über die Erlösung ist das wesentliche Merkmal des Christlichen. Glaube macht froh, er lässt das Licht am Ende des Tunnels sehen, befreit, lässt aufatmen. Wir Christen sind unterwegs mit einer Botschaft, die Hoffnung bringt. Deshalb können wir als Vorhut einer neuen Zeit in die Zukunft gehen, weil Gott mitgeht.

Lukas kündet im Evangelium und in der ebenfalls auf ihn zurückgehenden Apostelgeschichte Jesus als Geistträger. In ihm ist vollendet, was Jesaja in einer Vision gesehen hat, er ist der, auf den der Geist Gottes sich niederlässt und der die Fülle der Geistesgaben empfängt. Dieser Geist wirkt seit Pfingsten, dem Geburtstag der Kirche, in den Aposteln und durch die Jahrhunderte in allen, die ihren Glauben auf ihr Zeugnis gründen. Dieser Geist der Einheit soll uns zu einer Pfarrfamilie formen und mit der Familie Gottes verbinden.


Lukas war von Beruf Arzt. Deshalb hat er Jesus Christus als den Heiland verkündet, als den, der heilt, der aufrichtet, der tröstet, der Zeugnis gibt von der Barmherzigkeit Gottes, die keine Grenzen kennt. Lukas sieht darum Jesus als den Retter für alle, für die Juden, für die Bewohner von Samarien, für die Heiden. Er rettet das Verlorene und führt es zurück in die Arme Gottes. Mitten unter uns soll die Kirche als Heil-Land erfahrbar werden, wo Heil und Heilung geschehen können.


Im 6. Jahrhundert taucht die Legende auf, Lukas sei auch Maler gewesen, der zu Lebzeiten ein authentisches Bild der Gottesmutter mit dem Kind gemalt haben soll. Dies hängt offensichtlich mit der Bedeutung Mariens in seinem Evangelium zusammen. Im Mittelalter wurde Lukas demzufolge auch als »Kaplan der lieben Gottesmutter« bezeichnet, denn zum Sondergut des Evangelisten, d.h. zu den Erzählungen des Evangeliums, die sich nur bei Lukas finden, gehören vor allem Begebenheiten aus dem Leben Marias. Diese sind auch auf den farbigen Glasfenstern der Künstlerin Agnes Mann aus dem Jahr 1982 in unserem Gotteshaus abgebildet: Verkündigung, Heimsuchung, Jesu Geburt, Hirten auf dem Feld, Darstellung im Tempel und der Zwölfjährige im Tempel. Wenn Lukas so intensiv mit Maria verbunden war, dann dürfen auch wir uns an ihrer Hand zu Christus führen lassen.

Das Grab des heiligen Evangelisten Lukas

Nach einer alten Überlieferung wurde der Evangelist Lukas, der ein gebürtiger Antiochier war und in fortgeschrittenem Alter (mit 84 Jahren) starb, in Theben, der Hauptstadt der griechischen Region Beotien, begraben. Von dort wurden seine Gebeine in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts - wie auch der heilige Hieronymus berichtet - nach Konstantinopel in die Basilika der zwölf Apostel gebracht.


Im Mittelalter, und zwar im 11. und 12. Jhd., wurden mehrere Leichen von Heiligen auf dem Friedhof von Prato della Valle neben dem Kloster Santa Giustina gefunden. Manuskripte des 14. und 15. Jahrhunderts, die auf älteren hagiographischen Texten basieren, berichten von einem letz¬ten Fund im Jahre 1177: Man erzählt von Wundern (Wohlgerüche, warnende Träume), von der Entdeckung eines titulus (Inschrift mit dem Namen des Heiligen) und des Symbols der drei Kälber auf dem Sarg, in dem die Leiche lag. Das alles veranlasste Domenico, Abt des Klosters, und den Bischof von Padua, Gerardo Offreducci, den Papst Alexander III aufzusuchen, der sich damals in Ferrara befand, damit er bescheinige, die Leiche sei diejenige des hl. Lukas.

Um das Vorhandensein der Leiche in Padua zu erklären, erzählt dieselbe Quelle von ihrer Verlegung aus Konstantinopel - zusammen mit der Leiche des heiligen Matthias - zur Zeit des Kaisers Julian des Apostaten (361-3 n.Ch.). Andere Schriften datieren die Verlegung auf das 8. Jhd., während der ikonoklastischen Verfolgung. In der Tat müssen die Historiker noch die Glaubwürdigkeit dieser Erzählungen eingehend prüfen.


Die Benediktinermönche, die sich schon vor dem Jahre 1000 n. Chr. im Kloster Santa Giustina angesiedelt hatten, begannen die Leiche des Evangelisten mit besonderen Ehren zu behandeln. So schufen sie etwa im Jahre 1313 einen Sarkophag aus Marmor, in den sie den bleiernen Sarg hineinlegten. Kurz danach, im Jahre 1354, ließ sich Kaiser Karl IV. von Luxemburg, König von Böhmen, den Schädel übergeben, damit er in die Kathedrale des heiligen Veit in Prag, damals Hauptstadt des Kaiserreichs, gebracht würde, wo er sich auch heute noch befindet.


Im Jahre 1436 wurde dem Maler Giovanni Storlato die Aufgabe übertragen, auf die Wände der dem Heiligen gewidmeten Kapelle eine Reihe von Szenen zu malen, die von seinem Leben, der Verlegung der Reliquien vom Orient und ihrer Entdeckung in Padua erzählen.


Im Jahre 1463 gab es einen Streit mit den Franziskaner-Observanten der Kirche S. Giobbe in Venedig, die behaupteten, sie hätten die Leiche des „echten" Lukas. Sie sei in Folge des türkischen Vormarsches aus Bosnien gebracht worden. Daraufhin wurde jedoch - nach der Durchführung einer sorgfältigen Identifizierung - die Echtheit der von den paduanischen Mönchen aufbewahrten Leiche bestätigt. Ein Jahrhundert später, im Jahre 1562, weil der Bau der gegenwärtigen Basilika schon weit vorangeschritten war, wurde der Marmorsarkophag mit großer Feierlichkeit in den linken Flügel des Transepts verlegt.


Im Jahre 1992 beschloss man auf Antrag des Bischofs von Padua, Msgr. Antonio MATTIAZZO, und mit der Zustimmung der Benediktinermönche, eine gründliche interdisziplinäre Untersuchung. Man durfte den Schädel für einige Tage aus Prag kommen lassen. Der Sarkophag wurde am 17. September 1998 geöffnet: in ei¬ner versiegelten Bleikiste fand man ein menschliches Skelett in gutem Er¬haltungszustand.

Der von Prof. Vito TERRIBILE WIEL MARIN koordinierte wissenschaftliche Untersuchungsausschuss stellte folgendes fest:

1) Beinahe dem kompletten Skelett fehlen der Schädel, die rechte Elle und wenige weitere kleine Knochen. Man konnte auch feststellen, dass der aus Prag gekommene Schädel sich dem ersten Halswirbel des paduanischen Skeletts gut anpasst und es wurde so bewiesen, dass die verschiedenen Teile demselben Menschen gehörten.

2) Aus den anthropometrischen Untersuchungen ergab sich, dass das Skelett einem Mann gehörte, der in vorgerücktem Alter starb (zwischen 70 und 85 Jahre alt) und der etwa 163 cm. groß war.

3) Was eventuelle Pathologien betrifft, wurde folgendes festgestellt: eine verbreitete Osteoporose; eine sehr schwere Arthrose der Wirbelsäule, besonders in der Lendengegend; ein Lungenemphysem, das man aus der Kurvatur der Rippen folgerte. Das sind drei typische Verletzungen eines alten Mannes.

4) Die sorgfältige Erhaltung der Knochen nach vielen Jahrhunderten lässt uns denken, dass sie schon in der Vergangenheit als wichtige Reliquien betrachtet wurden, die aller Pflege für eine dauerhafte Bewahrung wert waren.


Das reichliche Nebenmaterial, welches man in der Kiste fand (Muscheln, Schlangeneier, Perlchen, Pflanzenfragmente, Webwaren, etc.) erforderte Fachkompetenzen in weiteren Bereichen. Aus dem Vergleich zwischen den verschiedenen Ergebnissen werden das Alter der Reste und die orientalische Herkunft einiger Gegenstände (Blütenstaub, Webwaren) bestätigt.


Die endgültigen Ergebnisse der Untersuchungen wurden auf dem internationalen Kongress vorgestellt, den man in Padua im Oktober des Jahres 2000 veranstaltete. Die wissenschaftlichen Daten - wie man am Ende dieser Tagung feststellte - stehen nicht in Widerspruch mit der traditionellen Zuordnung der Leiche zum heiligen Lukas; sie sind eher genaue Daten, die schriftlichen Quellen ergänzend, mit denen sich in Zukunft die historische Nachforschung mit größerer Exaktheit beschäftigen kann, besonders um zu erklären, wie, wann und warum die Verlegung aus Konstantinopel nach Padua erfolgte.